Wing Chun

Wing Chun ist ein Kung Fu Stil, der sich eher als Kampfkunst sieht  anstatt als Kampfsportart. Dies bedeutet, dass es nicht darum geht, sich in einem sportlichen Wettkampf mit Regeln gegen einen vorbereiteten Gegner. Es geht vielmehr darum, sich systematisch mit möglichst effektiven Techniken entsprechend logischer Prinzipien gegen Angriffe gegen Leib und Leben zur Wehr zu setzen. Beschränkende Regeln gibt es nicht, da in Selbstverteidigungssituationen nur das eigene Überleben und die körperliche Unversehrtheit zählen. Man springt daher beim Wing Chun Kung Fu von einer Kampfkunst. Die Problematik mit der Schreibweise der Kampfkunst Wing Chun basiert darauf, dass sich der kantonesische Dialekt der chinesischen Sprache nicht allgemeingültig mithilfe der lateinischen Schrift darstellen lässt. Es gibt daher mehrere Schreibweisen. Zudem gibt es zahlreiche Wing Chun Stile, die sich teilweise in ihrer Bedeutung und in der Schreibweise unterscheiden. Der Name Wing Chun steht somit je nach Aussprache und Schreibweise für den „schönen Frühling“ bzw. den „ewigen Frühling“. Zudem kommt noch die Problematik hinzu, dass verschiedene Verbände aus markenrechtlichen Gründen die unterschiedlichsten Schreibweisen verwenden. Z. B. gibt es die Schreibweisen Wing Tjun, Ving Tsun, Weng Chun, Wing Tzun, Wing Tjuen oder Ving Chun. Stilübergreifend wird oftmals die Schreibweise Wing Chun verwendet, woran wir uns hier orientieren.

 

Geschichte

Einer weit verbreiteten Legende nach soll eine Nonne Ng Mui vor ca. 300 Jahren aus einem Shaolin Kloster geflohen sein, als dieses zerstört wurde. Ng Mui soll von einem Kampf zwischen einem Fuchs und einem Kranich inspiriert worden sein, das herkömmliche Shaolin Kung Fu weiterzuentwickeln. Dabei soll Ng Mui ihren neuen Stil so entwickelt haben, dass eine körperlich schwächere Person – beispielsweise eine Frau – auch gegen körperlich überlegene Menschen bestehen kann. Ihren Stil soll sie dann einer jungen Frau namens Yim Wing Chun vermittelt haben, die sich gegen einen aufdringlichen Schläger zur Wehr setzen musste. Für diese Geschichte, die heute noch von zahlreichen Anhängern der Yip Man-Linie vertreten wird, gibt es leider keine wissenschaftlichen Belege und es erscheint eher unwahrscheinlich, dass eine Person durch einen Kampf zwischen 2 Tieren solch einen Geistesblitz erfährt, der sie zur Schaffung solch einer umfangreichen Kampfkunst wie dem Wing Chun bewegt.

 

Hier klingt die Geschichte schon etwas glaubwürdiger, dass die Kampfkunst den Namen der Halle des Shaolin-Klosters trägt, in der sie entstanden trainiert worden sein soll. Laut dieser Überlieferung trafen sich verschiedene Mönche des besagten Shaolin-Klosters in der Halle des „ewigen Frühlings“, um hier an diesem Kampfkunst Stil zu arbeiten und weiterzuentwickeln. Nach der Zerstörung des Shaolin-Klosters – vermutlich durch Anhänger der Cheng-Dynastie – flohen die Mönche und tauchten an verschiedenen Orten unter. Hierdurch lässt sich auch die Entwicklung der verschiedenen Wing Chun Stile plausibel erklären. Handfeste wissenschaftliche Beweise können jedoch auch für diese Überlieferung erbracht werden.

 

Inzwischen hat sich das Wing Chun auf der ganzen Welt stark verbreitet. Dies hat nicht zuletzt mit der Tatsache zu tun, dass der bekannte Schauspieler und Kampfkünstler Bruce Lee ebenfalls Wing Chun erlernte. Dies steigerte das Interesse an Wing Chun Kung Fu in der Welt der Kampfkünste ungemein. Und es verhalf dem Lehrer  Bruce Lees mit dem Namen Yip Man zu einem großen Bekanntheitsgrad. Die geschickte Vermarktung von Yip Man, Bruce Lees Verbindung zum Wing Chun und Yip Mans letztem Studenten Leung Ting verhalf dem Wing Chun in Europa und Amerika zu ungeahntem Ruhm.

 

Stilrichtungen

Die bekanntesten und wichtigsten Stilrichtungen sind im Wing Chun Kung Fu:

Yip Man Stile

Tang Yick System / Siu Lam Wing Tjun

Yiu Choi / Yiu Kay Stil (Snake Style)

Pan Nam Stil

 

Prinzipien und Techniken

Wing Chun Kung Fu bedient sich in der Regel sehr geradliniger Techniken, um zeitsparend und auf direktem Wege dem gegnerischen Angriff entgegen zu treten. Im Wing Chun ist man der Auffassung, dass die beste Abwehr immer noch der (Gegen) Angriff ist. Mithilfe der sogenannten Kettenfauststöße, Knie- und Ellbogentechniken und geraden Fußtritten wird der Gegner unter Druck gesetzt. Durch Aufnahme und Umlenkung der gegnerischen Kraft werden bedrohliche Angriffe so abgewehrt und eigene Angriffe in ihrer Wirkung verstärkt. In einigen Wing Chun Stilen gibt es auch noch Techniken mit Waffen. So verwenden zahlreiche Stile den bekannten Langstock und die Yip Man Stile besitzen des Weiteren Anwendungen mit den gefürchteten Doppelmessern. Angriff, Abwehr und der Kampf mit den Waffen folgen logischen Prinzipien, welche die richtige Kampfstrategie und den Einsatz der Techniken vorgeben. Das korrekte Befolgen spielt beim Wing Chun eine größere Rolle wie einzelne Techniken. Um bei gegnerischem Kontakt nicht auf den Sehsinn angewiesen zu sein, sondern zeitsparend den taktilen Sinn nutzen zu können, wird das Chi Sao (klebende Arme) trainiert.

 

Wing Chun im FSS Kampfsportzentrum

Im FSS Kampfsportzentrum werden die Kenntnisse aus 2 verschiedenen Wing Chun Stilen vermittelt. Zum einen unterrichten wir das Yip Man Wing Chun. Dies enthält ebenfalls die Holzpuppensektionen, die sein Schüler Großmeister Leung Ting eingeführt hat. Im Gegensatz zu den meisten Schulen haben wir hier das Wissen über die ursprünglichen Sektionen (auch die Biu Tze Sektionen), da das Wissen über Sergio Iadarola unverfälscht nach Deutschland gelangte. Sergio Iadarola lebte einige Zeit in Hong Kong bei Großmeister Leung Ting und wurde auf traditionelle Weise von diesem im Yip Man Wing Chun unterrichtet, während die meisten Schulen in Deutschland eine europäisierte Version der Sektionen erlernen. Von Sergio Iadarola gelangte das Wissen schließlich über seine Meisterschüler Sifu Taner Erdogan und Sifu Graziano Di Giorgio zu unserem Lehrer Benjamin Russ, der immer noch bei den beiden Sifus lernt. Des Weiteren wird das Tang Yick System (Siu Lam Wing Tjun) in den FSS Trainingsstätten unterrichtet, welches sich stilistisch etwas zum Yip Man Wing Chun unterscheidet. Das Tang Yick System (Siu Lam Wing Tjun) stammt hauptsächlich von Großmeister Tang Yick, der als König des Langstocks bezeichnet wurde. Tang Yick trainierte viele Jahre mit anderen berühmten Großmeistern des Wing Chun im sogenannten „Dai Duk Lan“, einer Geschäftsstelle für Gemüse des Großmeisters Wai Yan. Hier tauschten hauptsächlich Tang Yick, der kampfstarke Chu Chung Man, Lo Chi Woon und GM Wai Yan ihr Wissen aus und verfeinerten das Wing Chun. Einige alte Bildaufnahmen belegen, dass auch Yip Man gelegentlich zu Besuch kam. Sifu Taner Erdogan und Sifu Graziano Di Giorgio besitzen im Tang Yick Stil (Siu Lam Wing Tjun) ebenfalls Meistergrade und FIT STRONG SAFE Gründer Benjamin Russ lernt hier ebenfalls von ihnen.

 

In den FSS Trainingsstätten unterrichten wir die wichtigsten Formen der beiden Stile. Ein Großteil des Trainings nimmt das Chi Sao – die klebenden Arme – ein. Dies ist wichtig, um taktil und nicht nur visuell auf gegnerische Angriffe reagieren zu können. Das Lat Sao Training, Partnerübungen und bedingtes Sparring gegen Angriffe aus anderen Stilen sorgen dann dafür, dass das Erlernte aus dem Chi Sao Training auf reale Selbstverteidigungssituationen übertragen werden kann.